Mit Bauchgefühl Heilmethoden auf der Spur

Eine Lebensreise zu Engeln, Heilern und alternativen Heilmethoden

 

Renate Ingruber ist Journalistin und Regisseurin. Vor inzwischen neun Jahren führt sie eine zufällige Begegnung in die Welt des Heilens abseits der klassischen Medizin. Eine Begegnung, die ihr Leben ändert und zu interessanten Erkenntnissen führt. Die Welt des Heilens von außen betrachtet.

 

 

Sie strahlen über das ganze Gesicht. In den Händen halten sie Blumen. Als sie die Strasse überqueren, kommen sie direkt auf Renate Ingruber zu. An die 20 Frauen. Sie sieht das Leuchten in ihren Augen, wie bei Kindern unter dem Christbaum. „Surreal“, kommt ihr in den Sinn. Es zieht sie wie magisch an. Irgendwie kann sie nicht anders und geht zu den Frauen hin.

 

Buddha trifft Engel

Renate Ingruber hat zum Interview in ihr Haus in Breitenbach geladen. Ein offener Wohnraum mit viel Holz. Eine äußerst gemütliche Atmosphäre. Durch die großen Fenster fällt der Blick nach draußen. Natur pur. Auf der Arbeitsplatte ihrer Küche stehen zwei Engelfiguren, wer Renate Ingrubers Arbeit kennt, ahnt, dass sie nicht ohne Grund da stehen. Oben auf dem Kasten thront ein Zeichen ihrer Weltffenheit: eine kleine Buddhafigur. Renate Ingruber erzählt leidenschaftlich von ihren Erlebnissen, nimmt zwischendurch immer wieder einen Schluck Kaffee. Es ist unverkennbar, dass ihre Filme rund um Heilmethoden abseits der Schulmedizin für sie mehr sind als reine Reportagethemen.

 

Leben nach dem Bauchgefühl

Sie ist eine dieser Self-Made Frauen, deren Geschichte man hört und sich leichthin denken könnte Glück gehabt. Doch wer genauer zuhört und tiefer hinter die erfolgreiche Kulisse blickt, bemerkt was die Journalistin vorantreibt. Es ist weniger Glück als viel mehr ein Sehen und Wahrnehmen von Momenten. „Irgendwann als Kind habe ich für mich entschieden, dass ich mich dorthin bewegen will, wo mich mein Interesse hinzieht. Ich höre auf mein Bauchgefühl und dafür werfe ich schon einmal meine Pläne über den Haufen.“ So wie damals als sie in der Schweiz diese Frauen entdeckt. Das war 2006. Renate Ingruber ist als Redakteurin für die Sendung Primavera in Basel bei einem Kongress für Alternativmedizin. Ihre Aufgabe: interessante Themen finden.

 

Der Weg nach Zürich

Wenn man so will, ist das Finden interessanter Themen ihre Spezialität. Sie entdeckt die Geschichte hinter der Geschichte. Genau damit hat damals auch ihr Weg in die Medienwelt begonnen, denn eigentlich ist die Breitenbacherin Lehrerin. Aber bereits während sie die pädagogische Akademie besucht, studiert sie nebenbei Psychologie. „Mich hat immer schon ein breites Feld interessiert.“ Und sie stillt ihren Wissensdurst, indem sie neben dem Unterrichten, als Redakteurin zu einer Zeitung geht. „Das war nett. Aber nach kurzer Zeit fehlte die Spannung.“ Die fand sie bei dem Hobby ihres Mannes, der begeisterter Filmer ist. Sie nehmen an Wettbewerben teil, gewinnen und entschließen sich, eine Filmfirma zu gründen. Weil sie wissen will, „wie hoch die Latte journalistisch gesehen“ für sie hängt, landet sie schließlich zusätzlich beim ORF. Und damit auf dieser Strasse in Zürich bei den strahlenden Frauen.

 

Braco

„Ich war mit einer Kollegin kurz Kaffee trinken. Als wir zu dem Kongress für Alternativmedizin zurück gingen, kamen uns diese Frauen entgegen.“ Es sind ihre journalistische Neugierde und ihr Bauchgefühl, die sie die Frauen ansprechen lassen. „Ich habe sie gefragt, wieso sie so strahlen und ihre Antwort war schlicht: ´Wir waren bei Braco´.“ Auf diese simple Antwort hin lässt Renate Ingruber ihre Terminpläne links liegen und geht zu diesem Braco. „Ich wollte einfach wissen, was dieser Braco, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, mit den Frauen gemacht hat. In diesem Moment waren mir alle anderen Alternativmediziner des Kongresses egal.“ Eine Entscheidung, die ihr Leben komplett über den Haufen werfen sollte.

 

Wenn aus Komisch Ernst wird

Sie steht mit etwa 25 anderen Menschen in dem kleinen Raum. In einer Reihe sind sie aufgestellt worden. Für sie ein Unding. Sie will stehen, wie sie will. Säuselnde Musik. Wären diese Frauen von vorhin nicht gewesen, würde sie auf der Stelle gehen, doch sie will dieses Mysterium lüften. „Als Journalistin finde ich es wichtig, dass man Dinge kritisch betrachtet, aber genau das kann auch eine Falle sein. Viele urteilen Dinge ab und ziehen sie ins Lächerliche, weil sie sie mit ihrem Verstand nicht begreifen können. Aber genau dann gilt es genauer hinzusehen“, erklärt Renate Ingruber wieso sie in dem Raum bleibt.

 

Ein kleiner Mann kommt. Seine langen Haare reichen ihm fast bis zur Schulter. Er ist schmal und klein. Langsam betritt er das Podest in der Mitte des Raumes und schaut. Kein Wort kommt über seine Lippen. Er macht nichts anderes, als in die Menge zu blicken.„Ich habe meine ganze Konzentration gebraucht, um nicht loszubrüllen. Es war eine eigenartige, komische Situation.“ Bis ihr plötzlich heiß wird und einigen Anwesenden Tränen über das Gesicht rinnen. „Das war kein Weinen, das waren Sturzbäche.“ Renate Ingruber ist fasziniert. „Ich habe mir nur gedacht, das wäre etwas für unsere Sendung.“ Ein Gedanke wie ein Stein, der eine Lawine ins Rollen bringt.

Das Unmögliche passiert

Was Renate Ingruber dort in diesem Raum nicht weiß, ist, wer ihr da gegenüber steht. Der aus Zagreb stammende 48Jährige gilt als Wunderheiler, wobei sich Braco selbst nicht als Heiler sieht. Zu seinen Auftritten kommen tausende Menschen. Nur durch seinen Blick sollen unzählige kranke Menschen wieder gesund geworden sein. Braco, der normalerweise nicht mit Journalisten spricht, nimmt ihre Einladung an, zu ihnen in die Sendung zu kommen und er lädt sie ein ihn in Kroatien zu besuchen, bei einigen Watchings dabei zu sein. „Ich bin aus meiner journalistischen Grundhaltung heraus allergisch darauf, wenn jemand sagt, das muss man einfach glauben. Zudem war mir diese Esoterikrichtung bis dorthin zu wider. Dafür gibt es zu viele Scharlatane. Doch die Journalistin lernt Braco näher kennen. Erfährt, dass es eine Kraft ist, die durch ihn wirkt, wie genau weiß er selbst nicht. Sie hört von vielen Menschen wie der Blick von Braco ihnen geholfen hat. „Normalerweise verdrängt jeder Dinge, die sein Weltbild ins Wanken bringen. Aber, wenn du jeden Tag das Gleiche erlebst, immer wieder Menschen triffst, die geheilt wurden, dann ist Verdrängen nicht mehr möglich. Mir wurde bewusst, dass es da etwas geben muss, was mehr bewirkt als wir wissen.“

 

Es geht weiter

Renate Ingruber filmt ihre Begegnungen mit Braco, macht Interviews mit geheilten Menschen. Drei Filme entstehen. Was sie damals nicht ahnt. Dieses Treffen mit Braco ist ihr Einstieg in eine andere Ebene, wie sie es ausdrückt. „Als ich den dritten Film über Braco fertiggestellt hatte, dachte ich mir, jetzt schnaufst du durch und machst Dinge, die weniger schwer zu begreifen sind.“ Dass das Schicksal etwas Anderes mit ihr vorhat, bemerkt sie recht bald.

 

Engelalarm

Es ist Sonntag. Renate Ingruber ist gelinde gesagt ärgerlich. Sie ist in Graz gestrandet. Sitzt am Bahnhof und wartet auf ihren Zug zurück nach Tirol. Eine Veranstalterin, die sie zum Frühstück eingeladen hat, ist nicht aufgetaucht. Auch telefonisch ist sie nicht erreichbar, genauso wie Renates Bruder, mit dem sie sich auch treffen wollte. Aus purer Langeweile geht sie in das einzige Geschäft das geöffnet hat. Ein Bücherladen. „Dabei wollte ich ganz und gar nichts lesen. Ich weiß überhaupt nicht wieso ich da hineingegangen bin.“ Genauso wenig weiß sie rückblickend, wieso sie diese Flasche, die gleich am Eingang steht in die Hand nimmt. „Engelessenz“ steht in großen Buchstaben darauf. Als sie das liest, will sie die Flasche zurückstellen, aber es geht nicht. „Ich konnte diese Flasche einfach nicht mehr loslassen“, meint sie lachend. Und mit der Flasche hält sie das Thema für ihren nächsten Film in der Hand „Den Engeln auf der Spur und Einhörner “.

 

Lehrmeister Zufall

„Es waren die Zufälle, die mich in meinem Leben immer wieder in neue Themen hinein geschubst habe. Es war immer ein hineinfallen und dann ein: so jetzt schwimm. In mir lebt dieser große Wunsch zu verstehen. Allerdings nicht mehr. Ich habe nie etwas Bestimmtes gesucht. Es hat mich eher immer gefunden.“ So auch bei dem Thema Engel, denn eigentlich hatte Renate Ingruber bis dorthin eine Abneigung gegen Engel, wie sie schmunzelnd erzählt. „Für mich waren Engel einfach Kitschfiguren in den Kirchen und nicht mehr.“ Wie zum Trotz scheint es, dass jetzt auf der Arbeitsplatte in ihrer Küche zwei Engelfiguren stehen. Immerhin hat sie im Laufe ihrer Recherchen für den Engelfilm so einiges erlebt, das ihre Meinung über Engel gehörig verändert hat.

 

Drei bis fünf Prozent Realität

„Im Zuge meiner Recherchen habe ich viele Menschen interviewt, die Engel sehen oder mit Hilfe der Engel arbeiten. Darunter war etwa auch ein Zahnarzt, der mir erzählt hat, dass seine Patienten weitaus weniger Entzündungen hätten, seit er bei seiner Arbeit die Hilfe der Engel in Anspruch nimmt.“ Auf die Frage, ob sie denn jetzt an Engel glaube, schaut Renate Ingruber nachdenklich. „Das Thema Engel war für mich sehr anstrengend, weil ich das Konstrukt, das ich mir aufgebaut hatte, verändern musste.“ Die kitschigen Kirchenengel bekamen plötzlich eine andere Gestalt. „Ich durfte erleben, dass es viel mehr gibt, als wir sehen.“ Eine Erkenntnis, die sie mit Prof. Lothar Hollerbach teilt. Im Film erklärt er, dass wir im Prinzip nur drei bis fünf Prozent der Realität sehen. „Wir hängen so sehr daran, dass das, was wir sehen alles ist, aber da ist schon der Ultraschall, das Infrarotlicht. Wir sehen beides nicht, aber es existiert. Aus irgendeinem Grund glauben wir trotzdem, dass das, was wir sehen und hören die ganze Welt ist.“

 

Ihr Weg ins Ungewisse

Renate Ingrubers Haare wippen bei diesen Worten energisch auf ihren Schultern. Es ist unverkennbar, wie sehr sie das Thema fasziniert und berührt. Wohl auch ein Grund, dass sie sich vor vier Jahren dazu entschließt, sich intensiv auf die Spuren der Heilung zu machen. „Bei uns ist es normal, dass man immer zum gleichen Hausarzt geht. Wir akzeptieren, dass sich chronische Krankheiten nicht heilen lassen. Wenn ein Kranker erst einmal mit Tabletten versorgt ist, dann ist es das. Es ist grandios was unsere Ärzte zum Teil leisten, aber bei bestimmten Krankheiten gibt es oft keine Heilung, nur eine Linderung der Symptome. Weiter blickt die klassische Medizin nicht. Nach all dem, was ich bisher kennengelernt hatte, habe ich mir gedacht, da muss es doch auch eine Möglichkeit der Heilung geben.“

 

Arzt auf Abwegen

 

Auf einem Kongress über Heilmethoden lernt sie Uwe Albrecht, den Begründer von Inner Wise kennen. Dahinter steckt ein energetisches Heil-, Diagnose und Entwicklungssystem, in dem der Berliner Arzt das Wissen alter Kulturen und der modernen Medizin vereint. Der erste Interviewpartner für ihren neuen Film. Mit insgesamt neun Heilmethoden beschäftigt sich die Breitenbacherin im Zuge ihrer Recherchen. So erlebt sie etwa eine Operation in der Aura, dem Energiefeld, das jedes Lebewesen umgibt, fährt nach Brasilien, um bei einem chirurgischen Eingriff durch geistige Wesen dabei zu sein. „Es sind alles Dinge, bei denen ich vor Jahren noch den Kopf geschüttelt und vermutlich lauthals losgelacht hätte. Das wäre mir einfach zu abgehoben gewesen. Aber nach dem, was ich schon alles erlebt habe, war irgendwie alles stimmig.“ Letztlich entdeckt sie, dass alle Methoden eine Gemeinsamkeit haben: „Jede Methode aktiviert im Körper etwas, regt den Körper an, sich selbst zu heilen. Ganz egal ob Paracelsusmedizin oder Geistige Aufrichtung, von außen wird nur ein Anstoß gegeben, der Körper heilt sich in seiner Intelligenz letztlich selbst.“ Und die Dokumentarfilmerin lernt, wie wichtig die Innere Einstellung ist. „Wir haben sehr viel in der Hand, allein dadurch wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten. Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, welches Kraftpotential sie in sich tragen. Wo die Aufmerksamkeit hingeht, dort entsteht ein Kraftfeld. Das heißt nicht, dass wir alles Negative ignorieren sollen, vielmehr sollen wir uns nicht nur mit unseren Problemen beschäftigen. Es ist einfach wichtig jenen Dingen Aufmerksamkeit zu schenken, die uns Freude bereiten.“

 

Foto: Renate Ingruber

Text: Adriane Gamper

erschienen in: www.besser-leben.at

 

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Moderatorin Adriane Gamper, Foto VANMEY PHOTOGRAPHIE
Foto: VANMEY PHOTOGRAPHIE

 

 

 

 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Carsten Schmelzer (Donnerstag, 18 Februar 2016 06:59)

    Dieser Bericht macht mich froh und lässt mich hoffen. Weshalb! Es ist schön, dass es Menschen gibt die feinstofflich(er) sind und sich Gedanken machen. Zurück zu den Wurzeln und auch einmal andere Heilmethoden zulassen. Dem kann ich nur zustimmen. Spannend ist es allemal. Ich wünsche allen aufregende Zeiten.