Ich habe es getan. Es hat mich zwar einiges an Überwindung gekostet, aber es musste einfach sein. Aber leicht war es wirklich nicht. Vor allem nach dem letzten Mal. Worum es geht? Um das, was alle Frauen anscheinend gerne machen, nur eben ich nicht. Nein, es geht nicht um Schuhe kaufen, wobei ich auch dabei regelmäßig verzweifle. Kann mir zum Beispiel jemand erklären, warum es derzeit nirgends hohe schwarze Stiefel mit hohen, schmalen Absätzen gibt?! Wenn jemand einen Tipp hat, wo ich noch suchen soll, dann her damit. Aber zurück zum Thema. Wie gesagt ich habe es getan.
Ich war beim Friseur! Ist nicht gerade weltbewegend? Ich sag nur: Bei mir schon! Mein letzter Friseurbesuch? Der erste Kommentar als ich nach Hause kam: „Kriegst du das wieder hin?!“ Nein, ich bin nicht der Frisuren-Junkie. Eigentlich will ich immer das Gleiche. „Spitzenschneiden und dann kneten bitte.“ Meine Frisur-Experimente bestehen darin, dass ich immer wieder zu einem anderen Friseur gehe. Sollte ich vielleicht lassen. Seit dem letzten Mal bin ich jedenfalls ein absolut gebranntes Kind. Einmal in die Steckdose greifen wäre billiger gewesen und hätte den gleichen Effekt gehabt. Aber wie heißt es so schön, nur die Harten kommen durch! Das einzige, das mich im nach hinein ärgert, ist, dass ich kein Foto von mir gemacht habe. So glaubt mir das niemand, der mich nicht gesehen hat. Mein erster Weg zu Hause war jedenfalls ins Badezimmer, Haare waschen. Und ich habe eine „Nie mehr wieder“ Liste gestartet. Der Friseursalon steht jetzt ganz oben – kein Wunder, ist auch der einzige Punkt darauf. Eine liebe Freundin (danke liebe M.) hat mir jedenfalls nach einem kleinen Lachanfall einen Gutschein für einen Friseurbesuch bei ihrem Friseur gegeben – mit Ablaufdatum! OK, das war von Friseur festgelegt, aber damit gab es kein Entrinnen mehr für mich. Ihr Kommentar als sie mir den Gutschein gab: „Wenn du dich noch traust!“ Ha, ich bin mutig sage ich euch! Einen Tag vor dem Ablaufdatum bin ich jetzt also hin.
Kann mir eigentlich einmal jemand erklären, wieso alle so gerne zum Friseur gehen. Ich will keine Königsgeschichten lesen, stand schon als Kind eher auf Sindbad und die Seeräuber als auf Schneewittchen. Nur Rapunzel verstehe ich, die hatte sicher nur so lange Haare, weil sie nie zum Friseur wollte – eine Leidensgenossin. Das einzig interessante beim Friseurbesuch sind die Gespräche der anderen – ja ich lausche. Wobei lauschen ist gar nicht angebracht. Der Dezibelpegel mancherorts verlangt sicher nach Gehörstöpsel wegen Gesundheitsgefahr! Wenn fünf Kundinnen gleichzeitig mit ihren Friseurinnen reden, nein eigentlich schreien, denn immerhin müssen ja die Föns alle übertönt werden, dann herrscht Düsenjetstartlautstärke und man kann, glaube ich, nicht mehr von Lauschen sprechen. Wobei, eigentlich interessiert mich weder, welche Ausbildungsprobleme sämtliche Enkelinnen der Dame rechts von mir haben, noch die Geschichte der Dame links von mir, die sich im letzten Sommer das tolle Kleid dann doch nicht gekauft hat und ihm jetzt immer noch hinter her trauert. Die spannenden Geschichten bekommt ich dann meist wieder nur zur Hälfte mit, weil ich von der Friseurin niedergequatscht werde. Und nein, ich will meine Lebensgeschichte nicht im Friseursalon ausbreiten! Womöglich lauscht noch wer ;)
Das einzige was ich beim Friseur wirklich himmlisch finde, sind die Kopfmassagen. Nur die sind halt immer zu kurz.
Einmal hatte ich Glück. Im Damenbereich war kein Platz frei. Also ab zu den Herren. Herrlich sage ich euch. Stille, absolute Stille. Nur der Radio und ein Fön ging, obwohl alles voll besetzt war. Kein Geklatsche, kein Getratsche. Alle waren in ihre Zeitschriften vertieft. Als ich auch eine Zeitung nahm, war das Rätsel gelöst – Playboy & Co! Also meine Damen, wenn eure Männer gerne zum Friseur gehen, dann wisst ihr jetzt wieso! Aber diese Ruhe – herrlich! Beneide die Männer heute noch. Nein, nicht wegen den Zeitschriften. Die haben alle nur einen Bruchteil von mir gebraucht - wobei bei mir wirklich nur Spitzenscheiden und kneten angesagt war! Friseurbesuche sind vermutlich der einzige Grund, um im nächsten Leben ein Mann zu werden!
Ach ja, was bei meinem Friseurbesuch heute rauskam? Ich habe überlebt! Keine Königszeitung, nur Stylemagazine - wurde nicht niedergequatscht, dafür weiß ich die Lebensgeschichte der Dame rechts von mir und kenne alle Urlaubsinfos von der Dame auf der linken Seite - gut darauf hätte ich gerne verzichtet. Ich musste danach nicht ins Badezimmer flüchten und die Kopfmassage war himmlisch, wenn auch wieder viel zu kurz. Ja, vielleicht sollte ich da wieder hingehen. Wobei, wo bleibt dann der Nervenkitzel?!
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